Bäume des Monats Dezember

Nadelbäume im Karwer Park und die Geschichte von den "Napoleonstannen"


„Um uns her standen einundzwanzig Edeltannen und neigten sich gravitätisch in dem Winde, der ging. Diese einundzwanzig Tannen pflanzte der alte Feldmarschall im Sommer 1821, als die Nachricht nach Karwe kam, daß Napoleon am 5. Mai auf St. Helena gestorben sei.“ 

 

Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Kapitel V

 


Nadelbäume sind im Karwer Gutspark, der durch seinen alten Laubholzbestand den Charakter eines kleinen Wäldchens hat, eine ausgesprochene Ausnahme. Frühlingsblüher wie Buschwindröschen, Veilchen und Scharbockskraut würden sich auf saurem Nadelwald-Boden auch nicht wohlfühlen.

Aber mit den drei schütteren Bäumchen im Karwer Park hat es vielleicht eine ganz besondere Bewandnis. Sehen wir uns einmal die einzigen Park-Tannen hinter den zwölf Bungalows in der Nähe der Grabstätte im vorderen Parkbereich genauer an. Bei diesen Exemplaren handelt es sich um zwei Nordmann-Tannen (übrigens passend zum Dezember einer unserer beliebtesten Weihnachtsbäume) sowie eine Douglasie. Zugegeben, sie sind keine Schönheiten, diese dünnen, schmal-wipfligen Bäume und alles andere als spektakulär. Gäbe es da nicht eine nette Geschichte aus dem Park, die uns Fontane überliefert. Nach dem Tode von Napoleon im Jahr 1821 soll der damalige Gutsherr und Generalfeldmarshall Karl Friedrich von dem Knesebeck zum Andenken an diesen Tag 21 Edeltannen in einem Rondell gepflanzt haben. War es Erleichterung, dass der „Erzfeind“ nun endgültig in die Geschichte eingegangen war? Oder eine Geste des Respekts vor dem gefürchteten und besiegten Gegner der Befreiungskriege (1806-1815)? Das Motiv für die Pflanzung bleibt schlussendlich sein Geheimnis. Als Fontane die Tannen als sich „gravitätisch im Winde“ neigend beschrieb, waren sie schon um die vierzig Jahre alt. Die heutigen Gutsparkstannen stammen wohl kaum aus dieser Zeit. Aber könnten es nicht über Sämlinge verbliebene Nachfahren eben jener „Napoleonstannen“ sein? – Mit diesem charmanten Gedanken betrachtet man die drei „Grazien“ mit neuen Augen. Und eine weitere Nadelholz-Besonderheit gibt es im Karwer Parkgebiet direkt am Weg zu den Bungalows: einen seltenen, als Naturdenkmal ausgewiesenen Urweltmammutbaum (Metasequoia glyptostroboides), den es sich anzuschauen lohnt. Die Art wurde erst in den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts in China entdeckt und soll als „lebendes Fossil“ bereits in der Kreidezeit existiert haben als noch die Dinosaurier die Erde beherrschten.