„Unser Weg führt uns heute nach Karwe. Es liegt am Ostufer des Ruppiner Sees, und ein Wustrauer Fischer fährt uns in einer halben Stunde hinüber. Ein besonderer Schmuck des Sees an dieser Stelle ist sein dichter Schilfgürtel, der namentlich in Front des Karwer Parkes wie ein Wasserwald sich hinzieht und wohl mehrfach eine Breite von hundert Fuß und darüber haben mag.“

 

Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg

 

Der alte Karwer Gutspark schmiegt sich in einem sanften Bogen auf einer Länge von knapp einem Kilometer und einer maximalen Breite von ca. 250 m - zwischen Karwe und Oberseehof - an das Ostufer des Ruppiner Sees. Der schmale Rinnensee ist mit 14 km der längste in Brandenburg und ein Relikt der Weichselkaltzeit vor rund 18.000 Jahren. Die westliche Seeseite sowie die nördöstlichen und südwestlichen Enden des Parks sind durch einen dichten Waldstreifen eingefasst. Die östliche Parkgrenze bildet eine eindrucksvolle Platanen-Lindenallee - die Verbindungsstraße zwischen Karwe und Gnewikow. In der Mitte des Parks befindet sich eine, durch zwei ehemalige Querwege dreigeteilte, Freifläche (heute als Grünland bewirtschaftet). (Foto: Allee zwischen Karwe und Seehof, Gudrun Wehr, mit freundlicher Genehmigung)


Luftaufnahme mit Blick auf den Karwer Gutshof und dem Park. Die ehemaligen Wirtschaftsgebäude sind heute zu Wohnhäusern umgebaut. Im Hintergrund erstreckt sich der Gutspark in einem bewaldeten Streifen entlang des Sees. (Foto: Elke Malze, mit freundlicher Genehmigung). Ausgangspunkt für eine Park-Erkundungstour ist der Alte Gutshof (GPS-Koordinaten: 52°51'50.6"N 12°51'34.5"E) an der Langen Straße in der Nähe der Karwer Dorfkirche.  


Der imposante Schilfwald, den Theodor Fontane nach seinem ersten Streifzug durch die alte Grafschaft Ruppin im Juli des Jahres 1859 beschreibt, ist bis auf wenige Reste verschwunden (da ein „preußischer Fuß“ um die 30 cm zählte müsste es sich um einen ca. 9 m breiten Schilfstreifen gehandelt haben!). Doch der verwilderte Park mit seinen hohen Laubbäumen und vielfachen Blickachsen auf den Ruppiner See versprüht auch heute noch einen ganz eigenen Charme.

 


Ein Aquarell aus den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts zeigt den uferseitigen Parkweg im Sommer. Die markante Eiche im Bild links ist auch heute noch zu sehen. Erkennbar sind die zwei geraden Hauptstämme über einer großen Wundüberwallung und ein charakteristisch geformter abgestorbener Ast auf dem Vergleichsfoto.  (Foto v. d. Knesebeck).