Die Schneebeere (Symphoricarpus albus) - ein umstrittenes Ziergehölz unserer Parks und Gärten

 Die Schneebeere (Symphoricarpus albus) ist ein niedriger Strauch aus Nordamerika, der zur Familie der Geißblattgewächse (Caprifoliaceae) gehört. Kennzeichnend sind die strahlend-weißen Beeren, die auch im Winter noch lange am Strauch haften bleiben. Hierdurch ist die Schneebeere auch für Nicht-Fachleute unverwechselbar. Zerdrückt man eine Schneebeere auf hartem Untergrund lässt sich ein ploppend-knackendes Geräusch hören, was der Pflanze auch den Trivialnamen „Knallerbsenstrauch“ eingetragen hat. Die Frucht ist eine Steinfrucht, welche zwei Kerne einschließt. Sie bildet sich aus rosafarbenen glockenförmigen Blüten, die im Hochsommer ab Juni bis September erscheinen. Ebenso wie die Beeren halten sich die paarig-gegenständigen und ganzrandigen, zuweilen gebuchteten, Blätter noch lange Zeit am Strauch, selbst wenn die Bäume ringsum schon längst entlaubt sind. Der Strauch wird mit 1 – 2 m nicht sehr hoch. Die Pflanze vermehrt sich aber kräftig über Ausläufer, so dass mit der Zeit dichte Gebüschsäume entstehen können. Die Fotos sind im Dezember im Karwer Park aufgenommen worden und zeigen den Heckensaum entlang des Weges von der Grabstelle zum See hinunter sowie die typischen weißen Beeren, die wohl jeder schon mal in privaten oder öffentlichen Garten- und Grünanlagen wahrgenommen hat.

 

Ab der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts fand die Schneebeere als Zierpflanze in den Gartenanlagen Europas zunehmende Verbreitung. Peter Joseph Lenné entwickelte übrigens eine Vorliebe für den neuartigen Strauch, der als Relikt der historischen Bepflanzung in kaum einem Park Lenné’scher Prägung fehlt:

„Bei genauer Betrachtung des weitläufigen Karwer Landschaftsparks fallen im übrigen auch die, im Schatten der großen Laubbäume in den glücklicherweise gut erhaltenen Efeuflächen wachsenden Schneeberen-Strauch-Bestände auf, die ebenfalls zu einem Charakteristikum der meisten Lennéschen Parkanlagen gehören“

(Klaus von Krosigk, In: Der Gutspark in Karwe – ein Lenné-Park in der Grafschaft Ruppin; Aufsatz; https://vondemknesebeck.net/wp-content/uploads/2020/06/aufsatz-v-krosigk-karwe.pdf)

 

Unter Naturfreunden- und schützern ist der Strauch aus einem fremden Florenbereich allerdings weniger beliebt. Aufgrund der invasiven Verbreitungstendenz gilt für das Gewächs, so es in schützenswerte Pflanzengesellschaften eindringt, eine Vorwarnstufe. Insbesondere in wertvollen Biotopen und Naturschutzgebieten, aber auch über archäologisch bedeutsamen Stätten und Bodendenkmalen, sollte der Strauch nicht angepflanzt und zumindest kontrolliert und eingedämmt werden. Denn unter dem Dickicht wächst nichts anderes mehr und schnell verbuschen größere Flächen. Außerdem wird die Pflanze zwar während der Blütezeit von Insekten - auch Bienen - besucht, jedoch sind – im Gegensatz zu der Situation in der ursprünglichen nordamerikanischen Heimat – Blätter und Beeren für die hiesigen Vögel und Säugetiere wenig attraktiv. Im Karwer Park bildet die Schneebeere stellenweise zwar dichtere Bestände, aber die Flächen sind auf den südlichen Parkteil (insbesondere in Nähe der Bungalowsiedlung) beschränkt.

 

Die Früchte werden als schwach-toxisch eingestuft. D. h. sie sind zwar nicht tödlich giftig, können aber bei Genuss größerer Mengen (mehr als 4 Beeren) unangenehme Symptome auslösen. Die Beeren enthalten Saponine und Alkaloide. Saponinhaltige Pflanzen, welche oft einen bitteren Geschmack haben, sind auch als „Seifenpflanzen“ bekannt. Saponinhaltige Pflanzenteile entwickeln beim Schütteln einen stabilen Schaum. Die Schneebeere wurde bei den nativen Völkern Nordamerikas in der Volksmedizin vor allem zur äußeren Anwendung, z.B. zur Desinfektion, Säuberung und Heilung von Hautverletzungen eingesetzt. Von den Alkaloiden, welche zu den gefährlichsten Pflanzengiften zählen, ist Chelidonin zu nennen. Jedoch ist der Gehalt zu gering, um ernsthafte Probleme zu bereiten. Diese erfolgen eher durch einen noch wenig erforschten Naturstoff in der Beere, welcher offensichtlich eine Reizwirkung auf die Magenschleimhaut ausübt. Daher kann es zu Brechdurchfall und Schleimhautreizungen kommen (auch des Auges, wenn man sich den Saft mit dem Finger in diese verreibt), wenn man die Beeren unbedacht verzehrt. Allerdings dürfte das aufgrund des wenig reizvollen Geschmacks kaum wahrscheinlich sein.