Der Sumpf-Ziest (Stachys palustris) liebt es, wie der Name schon sagt, morastig und feucht. Am Karwer Ufer wächst er z.B. an der Einmündung des Sickerwasserabflusses neben der Badestelle, aber auch an anderen schlammigen Stellen im Parkgebiet. Als ursprüngliche Auen-Waldbewohnerin kommt die Pflanze mit schwankender Trockenheit und Feuchtigkeit sowie gedämpften Lichtverhältnissen bestens zurecht. Botanisch gehört der Sumpf-Ziest - wie die bekannteren weißen und roten Taubnesseln - zu den Lippenblütern (Lamiaceae). Die Pflanze sieht auch etwas nesselartig aus. Die rosa Blüten, welche den Stängel endständig umrunden, werden wegen ihres reichlichen Nektars gerne von Insekten, vor allem Wildbienen und Hummeln, besucht. Die Blüten werden über einen Zentimer groß. Beim näheren Hinsehen erkennt man eine orchideenhafte hell-geschlängelte Zeichnung an der Unterlippe. Die Blütezeit erstreckt sich über den gesamten Sommer von Juni bis in den September hinein. Nach der Blüte bleibt nur noch die steife zusammengewachsene Kelchröhre übrig, in welchem - meist im Juli oder August - vier schwarze rundliche Samen, die sogenannten Klausen (oder Nüsschen), heranreifen. Die schmalen fein gesägten Blätter sitzen paarweise (gegenständig) an einem kantigen und behaarten Stängel. Das zur Blütezeit kaum zu verwechselnde Ufergewächs ist zumeist 30 – 60 cm hoch, kann an sehr guten Standorten jedoch durchaus über einen Meter hoch werden. Der Sumpf-Ziest überwintert mittels tief wurzelnder Ausläufer, an deren Enden - ähnlich wie bei der Kartoffel - knollenartiges Speichergewebe gebildet wird. Dies hat der hübschen Pflanze den nicht ganz so schmeichelhaften Volksnamen „Schweinerübe“ eingebracht, denn die Ziest-Knollen sollen in alten Zeiten als Schweinefutter verwendet worden sein. Angeblich wurden sie auch mancherorts in der Küche wie Kartoffeln oder Spargel zubereitet. Das spricht für frühere Massenvorkommen, so dass sich die Ernte der Wildpflanze lohnte. Heutzutage ist der Sumpf-Ziest zwar immer noch recht verbreitet, doch nicht übermäßig häufig. Neben dem Sumpf-Ziest ist im Karwer Park auch die Schwester-Art, der Wald-Ziest (Stachys sylvatica), an lichteren Stellen und Wegrändern verbreitet. Er unterscheidet sich vom Sumpf-Ziest durch gestielte Blätter mit herzförmigem Grund sowie drüsigen (klebrigen) Blüten und Blütenkelchen. Die Wald-Zist-Blüte ist aber schon längst vorbei und die Samen reifen bereits an den verbliebenen starren Blütenachsen.
Die Fotos zeigen eine Sumpf-Ziest-Population in der Nähe des Karwer Bollwerks, aufgenommen im Sommer 2024. Ein typisches Umfeld, bzw. Habitat, wo sich die Pflanzen wohl fühlen, ist das Bächlein neben der Badestelle. Wenn es viel regnet steht der Wasserspiegel ca. 20 cm hoch. Bei anhaltener Trockenheit versickert das Wasser rasch, aber der Schlamm bleibt durch die Beschattung noch lange feucht. Der Sumpf-Ziest (Bildmitte) wächst hier in Gesellschaft von Sumpf-Iris (im Vorder- und Hintergrund), Wolfstrapp und Brennnesseln.